Geldmünzen auf dem Tisch

Hessisches Statistisches Landesamt

Zum Equal Pay Day: Gender Gap Arbeitsmarkt in Hessen bei 40 Prozent

Anlässlich des Equal Pay Days am 7. März veröffentlicht das Hessische Statistische Landesamt den Gender Gap Arbeitsmarkt – einen Indikator, der mehrere Dimensionen der geschlechtsbedingten Verdienstungleichheit vereint. Dieser lag in Hessen für das Jahr 2024 bei 40 Prozent: Der durchschnittliche Verdienst aller Frauen im erwerbsfähigen Alter war demnach 40 Prozent niedriger als der aller Männer.

Am 7. März findet der diesjährige Equal Pay Day statt. Der Aktionstag markiert symbolisch die geschlechtsbedingte Lohnlücke, den Gender Pay Gap, und soll darauf aufmerksam machen, dass Frauen in Deutschland durchschnittlich weniger pro Stunde verdienen als Männer.

Das Hessische Statistische Landesamt nimmt den Equal Pay Day zum Anlass, um den Fokus auf den Gender Gap Arbeitsmarkt zu lenken. Dieser lag in Hessen im Jahr 2024 bei 40 Prozent und damit leicht niedriger als im Vorjahr (2023: 41 Prozent). Dieser Wert bedeutet, dass der durchschnittliche Verdienst aller Frauen im erwerbsfähigen Alter – unabhängig davon, ob sie erwerbstätig waren oder nicht – 40 Prozent geringer war als der entsprechende durchschnittliche Verdienst aller Männer. Im gesamtdeutschen Durchschnitt lag der Gender Gap Arbeitsmarkt im Jahr 2024 bei 37 Prozent. In den ostdeutschen Ländern war er mit durchschnittlich 22 Prozent deutlich geringer als in den westdeutschen Ländern (39 Prozent). Dabei ist zu beachten: Je höher der Gender Gap Arbeitsmarkt ist, desto stärker ist die Verdienstungleichheit zwischen allen Frauen und allen Männern im erwerbsfähigen Alter ausgeprägt.

Der Gender Gap Arbeitsmarkt vereint als Indikator gleich drei Dimensionen der geschlechtsbedingten Verdienstungleichheit. Neben Unterschieden bei den Bruttostundenverdiensten (Gender Pay Gap) berücksichtigt er Unterschiede bei den bezahlten monatlichen Arbeitsstunden (Gender Hours Gap) und bei den Erwerbstätigenquoten (Gender Employment Gap) von Frauen und Männern. Dadurch ergibt sich ein mehrdimensionales Bild des Verdienstunterschieds zwischen den Geschlechtern, das über die Lücke beim Bruttostundenverdienst hinausgeht. Denn selbst bei einem Gender Pay Gap von null Prozent würde sich ein geschlechtsbedingter Verdienstunterschied ergeben, da Frauen im Durchschnitt weniger Stunden pro Monat arbeiten und seltener am Erwerbsleben teilnehmen als Männer. Dies hat Auswirkungen auf die finanziellen Möglichkeiten im Monat und langfristig auf die soziale Absicherung im Rentenalter.

Gender Pay Gap in Hessen bei 19 Prozent

Zunächst berücksichtigt der Gender Gap Arbeitsmarkt den Unterschied der Bruttostundenverdienste zwischen Frauen und Männern, den Gender Pay Gap. Dieser lag im Jahr 2024 in Hessen bei 19 Prozent (2023: 20 Prozent). Im Schnitt verdienten Frauen 23,68 Euro brutto pro Stunde und damit 5,54 Euro weniger als Männer (29,22 Euro). Dabei gab es deutliche Unterschiede in den Altersklassen: Bei den 25- bis 29-Jährigen hatten Männer im Durchschnitt einen um 5 Prozent höheren Bruttostundenverdienst als Frauen. Ab dem durchschnittlichen Alter von Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes (30,6 Jahre) war ein deutlicher Anstieg des Verdienstunterschieds zu erkennen. Am größten war er mit 28 Prozent bei den 55- bis 59-Jährigen.

In Deutschland lag der Gender Pay Gap 2024 durchschnittlich bei 16 Prozent. Während er im Durchschnitt der westdeutschen Länder 17 Prozent betrug, war er mit 5 Prozent in Ostdeutschland deutlich geringer.

Gender Hours Gap in Hessen bei 18 Prozent

Zum Gender Pay Gap kommt der Gender Hours Gap hinzu, der den Unterschied bei den bezahlten monatlichen Arbeitsstunden abbildet: Wie die Ergebnisse der Verdiensterhebung zeigen, gingen Frauen 2024 in Hessen – insbesondere in Folge einer höheren Teilzeitquote – weniger Stunden pro Monat (123 Stunden) einer bezahlten Arbeit nach als Männer (150 Stunden). Damit hatten Frauen einen um 18 Prozent geringeren Stundenumfang als Männer (2023: 17 Prozent). Der Stundenumfang wirkt sich unmittelbar auf den Verdienst pro Monat aus.

Auch der Gender Hours Gap stieg 2024 ab dem durchschnittlichen Alter von Frauen bei der Geburt des ersten Kindes (30,6 Jahre) mit zunehmenden Alter an: Während Frauen häufig ihre Arbeitszeit reduzierten, weiteten Männer ihre Arbeitszeit aus. Besonders groß fiel der Gender Hours Gap in Hessen 2024 bei Personen in der Altersgruppe zwischen 40 und 50 Jahren aus.

Genauso wie der Gender Pay Gap wies auch der Gender Hours Gap 2024 deutliche Unterschiede zwischen ostdeutschen (12 Prozent) und westdeutschen (19 Prozent) Ländern auf. Für Deutschland insgesamt lag er im Durchschnitt bei 18 Prozent.

Gender Employment Gap in Hessen bei 10 Prozent

Schließlich zeigt der Gender Employment Gap, dass Frauen auch seltener als Männer überhaupt am Erwerbsleben teilnahmen. Zur Berechnung dieses Indikators wurden Zahlen zur Erwerbstätigkeit im Jahr 2023 herangezogen, um den Unterschied in der Erwerbstätigenquote zu ermitteln. Demnach gingen in Hessen 72,4 Prozent aller Frauen und 80,0 Prozent aller Männer einer bezahlten Arbeit nach. Daraus ergab sich für das Jahr 2024 ein Gender Employment Gap von 10 Prozent. Im Vorjahr hatte er bei 11 Prozent gelegen.

In Deutschland belief sich der Gender Employment Gap im Durchschnitt auf 9 Prozent. Während er in den westdeutschen Ländern durchschnittlich 10 Prozent betrug, war er mit 7 Prozent in Ostdeutschland kleiner.

Hinweise:

Seit dem Berichtsjahr 2022 bildet die neue Verdiensterhebung die Datenbasis zur jährlichen Berechnung des Gender Pay Gap und des Gender Hours Gap. Die Ergebnisse basieren auf den Erhebungen eines repräsentativen Monats (April). Sofern nicht anders vermerkt, werden alle abhängigen Beschäftigungsverhältnisse des Produzierenden Gewerbes und des Dienstleistungsbereichs ohne den Wirtschaftszweig O (Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung) und ohne Unternehmen mit weniger als 10 Beschäftigen in die Berechnung einbezogen.

Der Gender Employment Gap bildet den Unterschied der Erwerbstätigenquoten der Frauen und Männer ab. Die Erwerbstätigenquote stellt den prozentualen Anteil der Erwerbstägigen im Alter von 15 bis 64 Jahren dar. Diese Daten stammen aus dem Mikrozensus. Aufgrund der unterschiedlichen Erhebungs- und Auswertungszeiträume von Mikrozensus und Verdiensterhebung sind die Erwerbstätigenzahlen des Jahres 2023 die aktuell vorliegenden Ergebnisse.

Der Gender Gap Arbeitsmarkt (Eurostat: Gender Overall Earnings Gap) beschreibt den Unterschied des durchschnittlichen Verdiensts aller Frauen und aller Männern im erwerbsfähigen Alter, unabhängig davon, ob sie erwerbstätig sind. Es werden demnach auch Personen ohne Verdienst bei der Durchschnittsberechnung berücksichtigt. Der Gender Gap Arbeitsmarkt ermöglicht im Zeitverlauf oder zwischen Regionen (zum Beispiel Ländern der Bundesrepublik oder EU-Staaten) einen Vergleich der Verdienst- und Beschäftigungssituation von Frauen und Männern. Je höher der Wert des Gender Gap Arbeitsmarkt, desto stärker ist die Verdienstungleichheit auf einem Arbeitsmarkt ausgeprägt. Somit ist der Gender Gap Arbeitsmarkt als Indikator zu verstehen, der im Gegensatz zum Gender Pay Gap mehrere Dimensionen der geschlechtsbedingten Verdienstungleichheit messbar macht.

Zur Berechnung des Gender Gap Arbeitsmarkt werden drei Komponenten berücksichtigt: Der durchschnittliche Bruttostundenverdienst, die Anzahl der bezahlten Arbeitsstunden im Monat und die Erwerbstätigenquote. Diese Komponenten werden jeweils für Frauen und für Männer multipliziert. Der Gender Gap Arbeitsmarkt ergibt sich dann als Differenz zwischen diesen multiplizierten Komponenten der Männer und der Frauen im Verhältnis zu den multiplizierten Komponenten der Männer. Eine Addition der drei separat berechneten Gender Gaps ist nicht möglich.

Der Equal Pay Day als internationaler Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern macht auf die bestehende Verdienstungleichheit aufmerksam. Der 7. März 2025 markiert dabei den deutschlandweiten Gender Pay Gap 2023 in Höhe von 18 Prozent. Er ist symbolisch der Tag, bis zu dem Frauen unbezahlt arbeiten, während Männer ab dem 1. Januar 2025 für ihre Arbeit entlohnt werden.

Mehr Zahlen erhalten Sie in der Tabelle im Downloadbereich. Aktuelle Grafiken zu den Gender Gaps in Hessen erhalten Sie auf unserer Fachseite. Tiefergehende Informationen zum Gender Pay Gap, auch zum bereinigten Gender Pay Gap, stehen auf unserer SonderseiteÖffnet sich in einem neuen Fenster zur Verfügung.

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