Im Juli 2022 lag die Inflationsrate – gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex zum Vorjahresmonat – in Hessen bei 7,6 Prozent. Wie das Hessische Statistische Landesamt mitteilt, hatte die Inflationsrate im Juni 2022 bei 8,1 Prozent und im Mai 2022 bei 8,4 Prozent gelegen. Im Vergleich zum Juni 2022 erhöhte sich das Niveau der Verbraucherpreise im Juli 2022 um 0,4 Prozent.
Preise für Energie
Die Preise für Energie sind im Juli 2022 gegenüber Juni 2022 um 4,3 Prozent gesunken. Im Bereich der Strompreise ist zum 1. Juli 2022 die EEG-Umlage (staatliche Umlage zur Förderung der Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz) von 3,72 Cent auf null Cent pro Kilowattstunde gesenkt worden. Dies führte dazu, dass die Preise für Strom für den Endverbrauch im Juli 2022 durchschnittlich um 13,6 Prozent sanken. Auch für Kraftstoffe zahlten Verbraucherinnen und Verbraucher im Juli 2022 um 6,5 Prozent geringere Preise als im Vormonat, darunter war Benzin um 7,5 Prozent und Diesel um 4,3 Prozent günstiger. Heizöl kostete 0,9 Prozent weniger als im Juni 2022. Die Preise für den Endverbrauch von Erdgas verteuerten sich gegenüber dem Vormonat um 1,5 Prozent.
Im Vorjahresvergleich erhöhten sich die Preise für Energie im Juli 2022 durchschnittlich um 33,7 Prozent. Heizöl (plus 103,4 Prozent) war gegenüber Juli 2021 mehr als doppelt so teuer. Die Preise für Erdgas nahmen um 89,0 Prozent zu. Auch für Kraftstoffe (plus 21,5 Prozent) mussten Verbraucherinnen und Verbraucher mehr zahlen als vor einem Jahr: Die Preise für Diesel stiegen um 38,9 Prozent, für Benzin um 14,9 Prozent. Strom kostete 6,7 Prozent mehr als im Juli des Vorjahres.
Ohne Berücksichtigung der gesamten Energie stiegen die Verbraucherpreise im Juli 2022 in Hessen um 4,7 Prozent gegenüber Juli 2021. Ohne Berücksichtigung der Energie und der Nahrungsmittel lag die Inflationsrate bei 3,5 Prozent und damit weniger als halb so hoch wie die Gesamtinflationsrate.
Preise für Nahrungsmittel
Die Nahrungsmittelpreise nahmen im Juli 2022 um 2,1 Prozent gegenüber Juni 2022 zu. Starke Preissteigerungen um 9,4 Prozent gab es bei Molkereiprodukten, darunter erhöhten sich die Preise für Quark um 31,9 Prozent und für Milch um 16,3 Prozent. Die Preise für Speisefette und -öle stiegen um 2,1 Prozent, darunter verteuerte sich Butter um 3,2 Prozent. Brot und Getreideerzeugnisse kosteten 2,0 Prozent mehr als im Vormonat. Gemüse war um 0,7 Prozent teurer, Obst um 0,9 Prozent günstiger als im Vormonat.
Gegenüber Juli 2021 erhöhten sich die Preise für Nahrungsmittel im Juli 2022 um 14,7 Prozent. Überdurchschnittlich teurer waren Speisefette und -öle (plus 45,5 Prozent), darunter Butter (plus 52,0 Prozent). Mehr als im Juli 2021 zahlten Verbraucherinnen und Verbraucher auch für Molkereiprodukte (plus 23,8 Prozent), Eier (plus 19,9 Prozent) sowie Fleisch und Fleischwaren (plus 19,4 Prozent). Brot und Getreideerzeugnisse kosteten 14,1 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Teurer waren auch Gemüse (plus 4,7 Prozent) und Obst (plus 3,9 Prozent).
Preise für Waren
Die Preise für Waren insgesamt sanken im Juli 2022 gegenüber Juni 2022 um 0,7 Prozent und nahmen gegenüber Juli 2021 um 13,8 Prozent zu. Der Preisanstieg gegenüber dem Vorjahr ist von höheren Preisen für Verbrauchsgüter (plus 18,0 Prozent) bestimmt, zu denen auch die Energieprodukte und Nahrungsmittel zählen. Die Preise für Gebrauchsgüter stiegen im Juli 2022 um 6,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.
Deutlich teurer als im Juli 2021 waren zum Beispiel Möbel und Leuchten (plus 10,4 Prozent), Fahrräder (plus 9,7 Prozent) und Personenkraftwagen (plus 9,3 Prozent). Erzeugnisse für die Instandhaltung und Reparatur der Wohnung kosteten 14,0 Prozent mehr als im Juli vor einem Jahr. Die Preise für Computer stiegen um 9,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, die Preise für Haushaltsgroßgeräte um 7,3 Prozent und die Preise für Mobiltelefone um 6,8 Prozent. Bekleidungsartikel waren 2,1 Prozent teurer als im Juli 2021.
Preise für Dienstleistungen
Das Niveau der Preise für Dienstleistungen (ohne Wohnungsmieten) lag im Juli 2022 um 2,1 Prozent über dem Niveau des Vormonats und um 2,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.
Teurer als vor einem Jahr waren Pauschalreisen (plus 10,1 Prozent), die Wartung und Reparatur von Fahrzeugen (plus 8,5 Prozent) sowie Gaststättendienstleistungen (plus 7,7 Prozent). Wegen des befristeten Neun-Euro-Tickets waren Verbundfahrkarten im Öffentlichen Personennahverkehr 60,6 Prozent günstiger als im Juli letzten Jahres. Die Preise für Paketdienstleistungen stiegen im Juli 2022 um 1,7 Prozent.
In Folge der Umsetzung der Pflegereform zum 1. Januar 2022 waren die Preise für Dienstleistungen sozialer Einrichtungen im Juli 2022 um 2,0 Prozent geringer als im Vorjahresmonat. Im Vergleich zum Juli 2021 musste im Juli 2022 auch für Telekommunikationsdienstleistungen (minus 1,2 Prozent) weniger bezahlt werden.
Die Wohnungsmieten (Nettokaltmieten) lagen im Juli 2022 um 0,2 Prozent über dem Niveau des Vormonats. Im Vergleich zum Juli 2021 mussten Mieterinnen und Mieter 2,1 Prozent mehr bezahlen.
Hinweise:
Der Bundesgesetzgeber hat im Juni 2022 angesichts der stark steigenden Energiepreise ein zweites sogenanntes Entlastungspaket beschlossen. Dieses umfasst für drei Monate vom 1. Juli 2022 bis zum 31. August 2022 ein stark vergünstigtes Ticket für den Öffentlichen Personennahverkehr für 9 Euro pro Monat („Neun-Euro-Ticket“) und die befristete Senkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe („Tankrabatt“): Für Benzin reduziert sich der Energiesteuersatz um 29,55 Cent pro Liter, für Dieselkraftstoff um 14,04 Cent pro Liter. Händlerinnen und Händler sind nicht gesetzlich verpflichtet, die niedrigere Energiesteuer an die Verbraucherinnen und Verbraucher weiterzugeben.
Bereits im Mai 2022 war ein Gesetz in Kraft getreten, nach dem die EEG-Umlage (staatliche Umlage zur Förderung der Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz) ab 1. Juli 2022 von bislang 3,72 Cent pro Kilowattstunde auf null Cent pro Kilowattstunde sinkt. Die Stromanbieter müssen die Absenkung in vollem Umfang an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergeben.
Die exakte Auswirkung bestimmter Einflussfaktoren (Energiesteuer, CO2-Abgabe, EEG-Umlage etc.) auf die Inflationsrate ist nicht separat quantifizierbar, da die Entwicklung der einzelnen Preise grundsätzlich auch von vielen anderen Einflussfaktoren wie zum Beispiel von der Nachfrage bzw. Verfügbarkeit bestimmt ist.
Durch die Corona-Pandemie ergaben sich im Juli 2022 nahezu keine Einschränkungen bei der Preiserhebung.
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Die Ergebnisse gelten bis zur Veröffentlichung des Statistischen Berichts als vorläufig.