Im Juni 2022 lag die Inflationsrate – gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex zum Vorjahresmonat – in Hessen bei 8,1 Prozent. Wie das Hessische Statistische Landesamt mitteilt, hatte die Inflationsrate im Mai 2022 bei 8,4 Prozent und im April 2022 bei 7,9 Prozent gelegen.
Im Vergleich zum Mai 2022 blieb das Niveau der Verbraucherpreise im Juni 2022 unverändert (0,0 Prozent). Während die Preise für Erdgas und Heizöl gegenüber dem Vormonat stiegen, waren Fahrkarten für den Nahverkehr sowie Kraftstoffe günstiger. Auch für Bekleidungsartikel mussten im Juni 2022 um 2,2 Prozent geringere Preise bezahlt werden als im Mai 2022.
Preise für Energie
Die Preise für Energie stiegen im Juni 2022 durchschnittlich um 0,5 Prozent im Vergleich zum Mai 2022. Für Kraftstoffe mussten Verbraucherinnen und Verbraucher im Juni 2022 gegenüber dem Vormonat 4,8 Prozent weniger bezahlen, darunter war Benzin um 6,6 Prozent günstiger und Diesel um 0,7 Prozent teurer. Heizöl kostete dagegen 13,0 Prozent mehr als im Mai 2022. Erdgas verteuerte sich gegenüber dem Vormonat um 1,9 Prozent. Die Preise für den Endverbrauch von Strom stiegen um 1,3 Prozent.
Im Vorjahresvergleich erhöhten sich die Preise für Energie im Juni 2022 durchschnittlich um 41,8 Prozent. Heizöl (plus 109,2 Prozent) war gegenüber Juni 2021 mehr als doppelt so teuer. Die Preise für Erdgas nahmen um 86,2 Prozent zu. Auch für Kraftstoffe (plus 33,9 Prozent) mussten Verbraucherinnen und Verbraucher beträchtlich mehr zahlen als vor einem Jahr: Die Preise für Diesel stiegen um 48,3 Prozent, für Benzin um 28,4 Prozent. Strom kostete 24,2 Prozent mehr als im Juni des Vorjahres.
Ohne Berücksichtigung der gesamten Energie stiegen die Verbraucherpreise im Juni 2022 in Hessen um 4,3 Prozent gegenüber Juni 2021. Ohne Berücksichtigung der Energie und der Nahrungsmittel lag die Inflationsrate bei 3,4 Prozent und damit weniger als halb so hoch wie die Gesamtinflationsrate.
Preise für Nahrungsmittel
Die Nahrungsmittelpreise nahmen im Juni 2022 um 1,1 Prozent gegenüber Mai 2022 zu. Starke Preissteigerungen um 4,8 Prozent gab es bei Speisefetten und -ölen, darunter erhöhten sich die Preise für Butter um 5,1 Prozent. Teurer im Vergleich zum Vormonat waren auch Fleisch und Fleischwaren (plus 2,3 Prozent) sowie Molkereiprodukte (plus 2,3 Prozent). Brot und Getreideerzeugnisse kosteten 1,1 Prozent mehr als im Vormonat. Die Preise für Obst stiegen gegenüber Mai 2022 um 1,0 Prozent. Gemüse war um 3,4 Prozent günstiger als im Vormonat.
Gegenüber Juni 2021 erhöhten sich die Preise für Nahrungsmittel im Juni 2022 um 12,3 Prozent. Überdurchschnittlich teurer waren Speisefette und -öle (plus 41,2 Prozent), darunter Sonnenblumenöl, Rapsöl oder Ähnliches (plus 73,6 Prozent) sowie Butter (plus 43,3 Prozent). Mehr als im Juni 2021 zahlten Verbraucherinnen und Verbraucher auch für Fleisch und Fleischwaren (plus 19,7 Prozent) sowie für Molkereiprodukte (plus 12,9 Prozent). Brot und Getreideerzeugnisse kosteten 11,8 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Teurer waren auch Gemüse (plus 5,8 Prozent) und Obst (plus 2,6 Prozent).
Preise für Waren
Die Preise für Waren insgesamt nahmen im Juni 2022 gegenüber Mai 2022 um 0,6 Prozent und gegenüber Juni 2021 um 14,9 Prozent zu. Der Preisanstieg gegenüber dem Vorjahr ist von höheren Preisen für Verbrauchsgüter (plus 19,7 Prozent) bestimmt, zu denen auch die Energieprodukte und Nahrungsmittel zählen. Die Preise für Gebrauchsgüter stiegen im Juni 2022 um 5,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.
Deutlich teurer als im Juni 2021 waren zum Beispiel Fahrräder (plus 11,5 Prozent), Computer (plus 11,1 Prozent) und Personenkraftwagen (plus 9,0 Prozent). Erzeugnisse für die Instandhaltung und Reparatur der Wohnung kosteten 11,4 Prozent mehr als im Juni vor einem Jahr. Die Preise für Mobiltelefone stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,8 Prozent, die Preise für Haushaltsgroßgeräte um 5,9 Prozent. Bekleidungsartikel waren 2,4 Prozent teurer als im Juni 2021.
Preise für Dienstleistungen
Das Niveau der Preise für Dienstleistungen (ohne Wohnungsmieten) lag im Juni 2022 um 0,7 Prozent unter dem Niveau des Vormonats und um 2,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.
Im Bereich des Öffentlichen Personennahverkehrs wirkte die befristete Einführung des sogenannten Neun-Euro-Tickets zum 1. Juni 2022 preissenkend, sodass Verbundfahrkarten im Juni 2022 durchschnittlich um 62,1 Prozent günstiger waren als im Mai 2022 und um 61,3 Prozent günstiger als im Juni 2021. Die Preise für Bahnfahrten im Nahverkehr sanken gegenüber dem Vormonat durchschnittlich um 38,2 Prozent und kosteten 37,2 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.
In Folge der Umsetzung der Pflegereform zum 1. Januar 2022 waren die Preise für Dienstleistungen sozialer Einrichtungen im Juni 2022 um 2,4 Prozent geringer als im Vorjahresmonat. Im Vergleich zum Juni 2021 musste im Juni 2022 auch für Telekommunikationsdienstleistungen (minus 0,9 Prozent) weniger bezahlt werden. Teurer als vor einem Jahr waren Pauschalreisen (plus 16,7 Prozent), die Wartung und Reparatur von Fahrzeugen (plus 7,8 Prozent) sowie Gaststättendienstleistungen (plus 6,8 Prozent).
Die Wohnungsmieten (Nettokaltmieten) lagen im Juni 2022 um 0,2 Prozent über dem Niveau des Vormonats. Im Vergleich zum Juni 2021 mussten Mieterinnen und Mieter 2,1 Prozent mehr bezahlen.
Hinweise:
Der Bundesgesetzgeber hat im Mai 2022 angesichts der stark steigenden Energiepreise ein zweites sogenanntes Entlastungspaket beschlossen. Dieses umfasst für drei Monate vom 1. Juni 2022 bis zum 31. August 2022 ein stark vergünstigtes Ticket für den Öffentlichen Personennahverkehr für 9 Euro pro Monat („Neun-Euro-Ticket“) und die befristete Senkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe („Tankrabatt“): Für Benzin reduziert sich der Energiesteuersatz um 29,55 Cent pro Liter, für Dieselkraftstoff um 14,04 Cent pro Liter. Händlerinnen und Händler sind nicht gesetzlich verpflichtet, die niedrigere Energiesteuer an die Verbraucherinnen und Verbraucher weiterzugeben.
Die exakte Auswirkung bestimmter Einflussfaktoren (Energiesteuer, CO 2-Abgabe, EEG-Umlage etc.) auf die Inflationsrate ist nicht separat quantifizierbar, da die Entwicklung der einzelnen Preise grundsätzlich auch von vielen anderen Einflussfaktoren wie zum Beispiel von der Nachfrage bzw. Verfügbarkeit bestimmt ist.
Durch die Corona-Pandemie ergaben sich im Juni 2022 nahezu keine Einschränkungen bei der Preiserhebung.
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Die Ergebnisse gelten bis zur Veröffentlichung des Statistischen Berichts als vorläufig.