Im Jahr 2024 ist das hessische Bruttoinlandsprodukt (BIP), also die Summe aller in Hessen produzierten Waren und Dienstleistungen, preisbereinigt um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Dies geht aus ersten, noch vorläufigen Berechnungen des Arbeitskreises „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“ hervor. Demnach war das Wirtschaftswachstum in Hessen stärker als im Bundesdurchschnitt (minus 0,2 Prozent). Im Jahr 2023 war die Wirtschaft in Hessen gegenüber 2022 um 0,4 Prozent gewachsen (weitere Ergebnisse für frühere Jahre sind in dieser Grafik Öffnet sich in einem neuen Fensterdargestellt).
Nominal, das heißt ohne Preisbereinigung, nahm das hessische BIP 2024 um 3,9 Prozent (Deutschland: plus 2,9 Prozent) auf 368 Milliarden Euro (Deutschland 4 305 Milliarden Euro) zu. Das hessische BIP hatte einen Anteil von 8,6 Prozent am deutschen BIP.
Produzierendes Gewerbe mit deutlichen Einbußen, positive Wachstumsimpulse aus den Dienstleistungsbereichen
Die Entwicklung der preisbereinigten Bruttowertschöpfung (BWS) verlief im Jahr 2024 in den einzelnen Branchen unterschiedlich: Die Dienstleistungsbereiche verzeichneten ein Plus in Höhe von 1,9 Prozent (Deutschland: plus 0,9 Prozent). Das Produzierende Gewerbe war mit 3,6 Prozent deutlich im Minus (Deutschland: minus 3,0 Prozent). Hessen profitierte gegenüber dem Bund vom größeren Anteil der Dienstleistungen an der Gesamtwirtschaft.
Zum negativen Ergebnis des Produzierenden Gewerbes trug vor allem das Verarbeitende Gewerbe mit minus 4,3 Prozent (Deutschland: minus 2,9 Prozent) bei. Wichtige Bereiche des Verarbeitenden Gewerbes, wie die Automobil- oder Chemieindustrie, produzierten deutlich weniger. Im Baugewerbe sorgten hohe Baupreise weiter dafür, dass aus einem nominalen Zuwachs von 5,5 Prozent (Deutschland: plus 3,7 Prozent) preisbereinigt ein Rückgang der BWS um 2,2 Prozent wurde (Deutschland: minus 3,7 Prozent). Das Produzierende Gewerbe hatte in Hessen einen geringeren Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung als in Deutschland und damit auch eine geringere Wirkung auf das BIP – im Abschwung wie im Aufschwung.
Innerhalb der Dienstleistungsbereiche wuchsen im Jahr 2024 die Finanz- und Unternehmensdienstleistungen in Hessen mit plus 1,9 Prozent stärker als in Deutschland (plus 0,3 Prozent). Wegen des größeren Anteils an der Gesamtwirtschaft schlug dieses Wachstum in Hessen zudem stärker auf das gesamte BIP durch. Auch die zusammengefassten Bereiche „Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation“ (Hessen: plus 1,8 Prozent, Deutschland: plus 0,7 Prozent) und „Öffentliche und sonstige Dienstleistungen, Erziehung und Gesundheit“ (Hessen: plus 1,9 Prozent, Deutschland: plus 1,7 Prozent) entwickelten sich in Hessen überdurchschnittlich.
Erwerbstätigkeit und Arbeitsproduktivität in Hessen stabil
Das BIP im Jahr 2024 wurde von 3,62 Millionen Erwerbstätigen erwirtschaftet, die in Hessen ihren Arbeitsplatz hatten. Das waren 0,5 Prozent mehr als im Vorjahr (Deutschland: plus 0,2 Prozent). Weil die Zahl der Erwerbstätigen etwas schwächer stieg als das BIP, erhöhte sich die Arbeitsproduktivität – das ist das preisbereinigte BIP je erwerbstätiger Person – in Hessen um 0,1 Prozent (Deutschland: minus 0,4 Prozent). Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden sank um 0,5 Prozent (Deutschland: minus 0,1 Prozent) und die auf die Arbeitsstunde bezogene Produktivität war um 1,1 Prozent größer als 2023 (Deutschland: minus 0,1 Prozent).
Jede erwerbstätige Person in Hessen erwirtschaftete rein rechnerisch einen Beitrag zum hessischen BIP in Höhe von 101 630 Euro. Das waren 8,8 Prozent mehr als im Bundesmittel (93 430 Euro) – dieser hohe Wert ist wesentlich durch die Wirtschaftsstruktur Hessens mit vielen hochproduktiven Dienstleistungen begründet. Beim BIP je Einwohnerin und Einwohner profitierte das Land zusätzlich von einem hohen Überschuss der Einpendelnden, die in Hessen zur Wertschöpfung beitrugen, aber nicht in Hessen wohnten. Der Wert lag mit 57 290 Euro um 12,7 Prozent über dem Bundesmittel (50 820 Euro).
Hessen im europäischen Vergleich auf Platz 5
Die Staaten der Europäischen Union (EU) unterscheiden sich deutlich bezüglich der Höhe ihres BIP. Wäre Hessen ein eigenständiges EU-Mitglied, läge es mit einem BIP von 368 Milliarden Euro im Jahr 2024 zwischen Dänemark (396 Milliarden Euro) und Rumänien (355 Milliarden Euro). Das bedeutet, dass 16 der insgesamt 27 EU-Mitgliedstaaten ein geringeres BIP als Hessen erwirtschafteten.
Die absolute Größe des BIP hängt jedoch wesentlich von der Größe der Bevölkerung ab, sodass sich die Wirtschaftskraft verschieden großer Regionen nur mit Bezug auf die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner vergleichen lässt. Hessen lag mit einem BIP von 57 290 Euro pro Kopf zwischen den Niederlanden (62 950 Euro) und Schweden (53 020 Euro). Insgesamt wiesen nur vier EU-Mitgliedstaaten ein höheres BIP pro Kopf als Hessen aus. Beim Wirtschaftswachstum gegenüber dem Vorjahr lag Hessen 2024 mit plus 0,6 Prozent unter dem Durchschnitt der 27 EU-Mitgliedsstaaten (plus 1,0 Prozent).
Revidierte Ergebnisse 1991 bis 2023
Etwa alle fünf Jahre werden die Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen in sogenannten Generalrevisionen grundlegend überarbeitet. Zweck ist die Einführung neuer Konzepte und Klassifikationen, die Umsetzung methodischer Verbesserungen sowie die Umstellung auf neue Datenquellen. In der Regel werden die Generalrevisionen EU-weit harmonisiert durchgeführt. Die Änderungen werden nach Möglichkeit für die gesamte Zeitreihe ab 1991 umgesetzt, um methodisch vergleichbare Daten bereitzustellen. Im Zentrum der aktuellen Generalrevision stand die Einführung neuer Datenquellen in die Berechnung der Bundes- und Länderergebnisse. Die Auswirkungen auf das hessische BIP der Jahre 1991 bis 2023 waren moderat. Die Differenzen zwischen neuem und altem nominalen Niveau lagen in einem Intervall zwischen plus 0,1 Prozent und plus 3,2 Prozent (Deutschland: zwischen plus 0,3 Prozent und plus 2,0 Prozent). Im Mittel betrugen sie plus 1,8 Prozent (Deutschland: plus 1,5 Prozent). Die durchschnittliche Wachstumsrate des preisbereinigten BIP im Zeitraum 1991 bis 2023 stieg von plus 0,9 Prozent auf plus 1,0 Prozent (Deutschland: konstant bei plus 1,2 Prozent).
Hinweise:
Die Berechnungen beruhen zu diesem Zeitpunkt auf einer unvollständigen Datenbasis, da unter anderem noch nicht für alle Branchen länderspezifische Daten vorliegen. Bei den turnusmäßigen Überarbeitungen der Ergebnisse wird diese Datenbasis sukzessive ausgeweitet. Wie immer zu diesem Zeitpunkt wurden auch die Ergebnisse der vier Vorjahre (2020 bis 2023) überarbeitet, darüber hinaus im Rahmen der „Generalrevision 2024“ auch die Jahre 1991 bis 2019. Die bisher veröffentlichten Ergebnisse für diese Jahre verlieren mit der heutigen Veröffentlichung ihre Gültigkeit.
Ergebnisse für das erste Halbjahr 2025 erscheinen Ende September 2025. Aktualisierte Daten für 2024 und die Vorjahre werden gemeinsam mit den ersten Ergebnissen für das Jahr 2025 im März 2026 veröffentlicht. Weitere Informationen zu Terminen und Hintergründen finden Sie im Statistikportal Öffnet sich in einem neuen Fenstersowie auf der Fachseite Öffnet sich in einem neuen Fensterdes Hessischen Statistischen Landesamts.
Zum Unterschied zwischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) und Bruttowertschöpfung (BWS): Das BIP enthält neben der BWS aller Wirtschaftsbereiche eine Komponente, die nur für die Gesamtwirtschaft berechnet wird – den Saldo aus Gütersteuern abzüglich Gütersubventionen mit einem Anteil von ca. 9 Prozent am BIP.
Mehr Zahlen erhalten Sie in unserem Statistischen Bericht „Bruttoinlandsprodukt und Bruttowertschöpfung in Hessen und Deutschland 2017 bis 2024“. Aktuelle Grafiken zu Hessen im Vergleich mit den EU-Ländern finden Sie auf unserer FachseiteÖffnet sich in einem neuen Fenster.
Alle aktuellen Zahlen zum BIP und weitere aktuelle Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen finden Sie auch in unserem VGR-DashboardÖffnet sich in einem neuen Fenster. Schauen Sie doch mal hinein.
Die wichtigsten Konjunktur- und Wirtschaftsindikatoren für Hessen finden Sie kompakt zusammengefasst auf unserer ÜbersichtsseiteÖffnet sich in einem neuen Fenster.
Unsere Übersichtsgrafik Öffnet sich in einem neuen Fensterstellt die Entwicklung des hessischen Wirtschaftswachstums ab dem Jahr 2013 dar.