Im Jahr 2022 ist das hessische Bruttoinlandsprodukt (BIP), also die Summe aller in Hessen produzierten Waren und Dienstleistungen, preisbereinigt um 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Dies geht aus ersten, noch vorläufigen Berechnungen des Arbeitskreises „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“ hervor. Demnach war das Wirtschaftswachstum in Hessen geringer als im Durchschnitt der Bundesrepublik Deutschland (plus 1,8 Prozent). Im Jahr 2021 war die Wirtschaft in Hessen noch um 2,4 Prozent gewachsen (weitere Ergebnisse für frühere Jahre sind in dieser GrafikÖffnet sich in einem neuen Fenster dargestellt). Nominal, das heißt ohne Preisbereinigung, nahm das hessische BIP 2022 um 6,6 Prozent (Deutschland: plus 7,4 Prozent) auf 323 Milliarden Euro (Deutschland: 3 867 Milliarden Euro) zu. Das hessische BIP hatte einen Anteil von 8,4 Prozent am deutschen BIP.
Nominal lagen das hessische sowie das deutsche BIP über dem Vorkrisenniveau des Jahres 2019 (Hessen: 296 Milliarden Euro, Deutschland: 3 473 Milliarden Euro). Preisbereinigt war das in Hessen jedoch nicht so: Das hessische BIP blieb 2022 um 0,8 Prozent unter dem von 2019, während das BIP in Deutschland um 0,6 Prozent über dem Vorkrisenniveau lag.
Entwicklung der preisbereinigten Bruttowertschöpfung in den Wirtschaftsbereichen
Die großen Wirtschaftsbereiche „Produzierendes Gewerbe“ und „Dienstleistungsbereiche“ entwickelten sich in Hessen im Jahr 2022 gegenläufig: Die Dienstleistungsbereiche verzeichneten ein Plus in Höhe von 3,6 Prozent (Deutschland: plus 2,9 Prozent). Das Produzierende Gewerbe war dagegen 4,8 Prozent im Minus (Deutschland: minus 0,6 Prozent) und damit maßgeblich für die schwächere Entwicklung des BIP in Hessen gegenüber dem Bund verantwortlich. Der im Vergleich zum gesamtdeutschen Ergebnis überdurchschnittliche Zuwachs der hessischen Dienstleistungsbereiche konnte dies nur teilweise kompensieren.
Zum negativen Ergebnis des Produzierenden Gewerbes trugen vor allem das Verarbeitende Gewerbe mit minus 5,3 Prozent (Deutschland: plus 0,2 Prozent) und das Baugewerbe mit minus 5,1 Prozent (Deutschland: minus 2,9 Prozent) bei.
Innerhalb der Dienstleistungsbereiche wuchsen die Finanz- und Unternehmensdienstleistungen in Hessen mit plus 4,5 Prozent wesentlich stärker als in Deutschland (plus 2,0 Prozent). Wegen des größeren Anteils an der Gesamtwirtschaft schlug dieses Wachstum in Hessen zudem stärker auf das gesamte BIP durch. Auch die Luftfahrtbranche, die von der Corona-Pandemie massiv betroffen war, hat in Hessen einen größeren Anteil an der Gesamtwirtschaft als im Bund. Gegenüber dem Vorjahr konnte sie im Jahr 2022 mit einem deutlichen Plus abschließen.
Einzelne Branchen, wie das Gastgewerbe, die Reisebüros oder Dienstleistungen im Bereich „Kultur und Veranstaltungen“, waren ebenfalls besonders stark von der Pandemie betroffen. Im Jahr 2022 verzeichneten sie im Vergleich zum Vorjahr ein deutliches Wachstum, das Niveau des Jahres 2019 erreichten sie jedoch noch nicht wieder.
Erwerbstätigkeit und Arbeitsproduktivität
Das BIP im Jahr 2022 wurde von 3,55 Millionen Erwerbstätigen erwirtschaftet, die in Hessen ihren Arbeitsplatz hatten. Das waren 1,3 Prozent mehr als im Vorjahr (Deutschland: ebenfalls plus 1,3 Prozent). Weil die Zahl der Erwerbstätigen nicht so stark stieg wie das BIP, erhöhte sich die Arbeitsproduktivität – das ist das preisbereinigte BIP je erwerbstätiger Person – in Hessen um 0,3 Prozent (Deutschland: plus 0,5 Prozent). Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden erhöhte sich um 2,6 Prozent (Deutschland: plus 1,4 Prozent) und die auf die Arbeitsstunde bezogene Produktivität war um 1,0 Prozent geringer als 2021 (Deutschland: plus 0,4 Prozent).
Jede erwerbstätige Person in Hessen erwirtschaftete rein rechnerisch einen Beitrag zum hessischen BIP in Höhe von 91 000 Euro. Das waren 7,3 Prozent mehr als im Bundesmittel (84 900 Euro) – dieser hohe Wert ist wesentlich durch die Wirtschaftsstruktur Hessens mit vielen hochproduktiven Dienstleistungen begründet. Beim BIP je Einwohnerin und Einwohner profitierte das Land zusätzlich von einem hohen Überschuss der Einpendelnden, die in Hessen zur Wertschöpfung beitrugen, aber nicht in Hessen wohnten. Der Wert lag mit 50 800 Euro um 10,3 Prozent über dem Bundesmittel (46 000 Euro).
Hessen im europäischen Vergleich
Die Staaten der Europäischen Union (EU) unterscheiden sich deutlich bezüglich der Höhe ihres BIP. Wäre Hessen ein eigenständiges EU-Mitglied, läge es mit einem BIP von 323 Milliarden Euro im Jahr 2022 zwischen Dänemark (375 Milliarden Euro) und Rumänien (286 Milliarden Euro). Das bedeutet, dass 16 der insgesamt 27 EU-Mitgliedstaaten ein geringeres BIP als Hessen erwirtschafteten.
Die absolute Größe des BIP hängt jedoch wesentlich von der Größe der Bevölkerung ab, sodass sich die Wirtschaftskraft verschieden großer Regionen nur mit Bezug auf die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner vergleichen lässt. Hessen lag mit einem BIP von 50 800 Euro pro Kopf zwischen Schweden (53 200 Euro) und Österreich (49 400 Euro). Insgesamt wiesen nur fünf EU-Mitgliedstaaten ein höheres BIP pro Kopf als Hessen aus. Beim Wirtschaftswachstum gegenüber dem Vorjahr lag Hessen 2022 mit plus 1,6 Prozent unter dem Durchschnitt der EU 27 (plus 3,5 Prozent).
Hinweise
Die Berechnungen beruhen zu diesem Zeitpunkt auf einer unvollständigen Datenbasis, da unter anderem noch nicht für alle Branchen länderspezifische Daten vorliegen. Bei den turnusmäßigen Überarbeitungen der Ergebnisse wird diese Datenbasis sukzessive ausgeweitet. Mit dieser Veröffentlichung wurden auch die vier Vorjahre (2018 bis 2021) überarbeitet. Die bisher veröffentlichten Ergebnisse für diese Jahre verlieren mit dieser Veröffentlichung ihre Gültigkeit.
Ergebnisse für das erste Halbjahr 2023 erscheinen Ende September 2023. Aktualisierte Daten für 2022 und die Vorjahre werden gemeinsam mit den ersten Ergebnissen für das Jahr 2023 im März 2024 veröffentlicht. Weitere Informationen zu Terminen und Hintergründen finden Sie im Statistikportal Öffnet sich in einem neuen Fenstersowie auf der FachseiteÖffnet sich in einem neuen Fenster des Hessischen Statistischen Landesamts.
Zum Unterschied zwischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) und Bruttowertschöpfung (BWS): Das BIP enthält neben der BWS aller Wirtschaftsbereiche eine Komponente, die nur für die Gesamtwirtschaft berechnet wird: den Saldo aus Gütersteuern abzüglich Gütersubventionen mit einem Anteil von ca. 10 Prozent am BIP.
Weitere Zahlen und Informationen zur hessischen Wirtschaft erhalten Sie in unserem Statistischen Bericht „Bruttoinlandsprodukt und Bruttowertschöpfung in Hessen und Deutschland 2015 bis 2022“Öffnet sich in einem neuen Fenster. Aktuelle Grafiken zu Hessen im Vergleich mit den EU-Ländern finden Sie auf unserer FachseiteÖffnet sich in einem neuen Fenster.
Die aktuellen Zahlen zum BIP und weitere aktuelle Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen finden Sie auch in unserem VGR-DashboardÖffnet sich in einem neuen Fenster. Schauen Sie doch mal hinein.