Münzen aufeinander gestapelt auf einer Tabelle

Hessisches Statistisches Landesamt

Hessens Kommunen verzeichneten 2024 Finanzierungsdefizit von 2,6 Milliarden Euro

Die kommunalen Kernhaushalte in Hessen haben 2024 das zweite Jahr infolge ein Finanzierungsdefizit verzeichnet. Das Defizit von 2,6 Milliarden Euro entstand insbesondere durch einen starken Anstieg der Ausgabenseite und fiel um 2,0 Milliarden Euro höher aus als im Vorjahr. Mit einem Anteil von 19,6 Prozent generierte jede fünfte hessische Kommune 2024 einen Finanzierungsüberschuss.

Nach vorläufigen Zahlen des Hessischen Statistischen Landesamts haben die Kernhaushalte der hessischen Kommunen im Jahr 2024 zusammen ein Finanzierungsdefizit von 2,6 Milliarden Euro verzeichnet. Pro Kopf entsprach dies einem negativen Saldo von 410 Euro. Im Vergleich zum Vorjahr vergrößerte sich das Defizit um 2,0 Milliarden Euro. 2023 hatte es noch bei 597 Millionen Euro gelegen.

Die Gründe für den deutlichen Anstieg des Finanzierungsdefizits bei den kommunalen Kernhaushalten 2024 sind insbesondere auf der Auszahlungsseite zu finden. So nahmen die bereinigten Auszahlungen im Vorjahresvergleich um 8,0 Prozent auf 31,9 Milliarden Euro zu, während die bereinigten Einzahlungen um lediglich 1,3 Prozent auf 28,9 Milliarden Euro stiegen. Dabei gaben die Kommunen vor allem mehr Geld für Sozial- sowie Kinder-, Jugend- und Familienhilfe aus. Dieser Bereich machte rund zwei Drittel der Auszahlungssteigerungen (plus 1,3 Milliarden Euro) gegenüber dem Vorjahr aus.

Ein deutlicher Rückgang war auch beim Median der Finanzierungssalden zu beobachten. Dieser lag bei den hessischen Kommunen im Jahr 2024 bei minus 1 465 464 Euro (2023: minus 73 023 Euro). Damit setzt sich die negative Entwicklung seit dem Jahr 2021, in dem der Median noch bei 469 395 Euro gelegen hatte, fort.

Finanzierungsdefizite bei allen hessischen Kreisverwaltungen

Vier von fünf Kommunen in Hessen (80,4 Prozent) verzeichneten 2024 ein Finanzierungsdefizit. 2023 war bei 51,0 Prozent der hessischen Kommunen ein Defizit entstanden.

Die Ergebnisse der kreisfreien Städte und Kreisverwaltungen verdeutlichten diese Entwicklung: Sie wiesen, mit Ausnahme der documenta-Stadt Kassel, alle ein Finanzierungsdefizit auf. Unter den Kommunen mit den 30 größten Defiziten befanden sich, mit Ausnahme von Kassel, alle kreisfreien Städte sowie 17 der 21 Kreisverwaltungen.

Das höchste Finanzierungsdefizit wies mit Marburg allerdings eine kreisangehörige Gemeinde auf. Die Universitätsstadt (minus 227,3 Millionen Euro) trug zusammen mit Frankfurt am Main (minus 222,2 Millionen Euro) rund 17,5 Prozent zum negativen Gesamtsaldo der Kommunen bei. Ebenfalls sechsstellige Defizite verzeichneten die kreisfreien Städte Darmstadt (minus 168,5 Millionen Euro) und Wiesbaden (minus 119,7 Millionen Euro). Danach folgten mit dem Main-Taunus-Kreis (minus 75,9 Millionen Euro) und dem Lahn-Dill-Kreis (minus 75,7 Millionen Euro) zwei Kreisverwaltungen.

Die höchsten Finanzierungsüberschüsse im Jahr 2024 entstanden mit 59,8 Millionen Euro beim Landeswohlfahrtsverband (LWV) Hessen, gefolgt von Allendorf (Eder) mit 29,0 Millionen Euro und Eschborn mit 24,5 Millionen Euro.

Philippsthal (Werra), Heringen (Werra) und Marburg mit höchstem Finanzierungsdefizit pro Kopf

Im Vergleich zu den absoluten Ergebnissen verändert sich das Bild, wenn die Bevölkerungszahlen der Kommunen berücksichtigt werden: So verzeichneten die Marktgemeinde Philippsthal (Werra) (4 900 Euro), die Stadt Heringen (Werra) (3 323 Euro) und die Universitätsstadt Marburg (3 095 Euro) im Jahr 2024 pro Kopf die höchsten Finanzierungsdefizite. Bei den kreisfreien Städten entstand das höchste Pro-Kopf-Defizit mit 1 015 Euro in Darmstadt. Damit lag die Stadt deutlich über dem Durchschnitt aller hessischen Kommunen, der sich 2024 auf 410 Euro pro Kopf belief. Wiesbaden (415 Euro pro Kopf) und Offenbach (410 Euro pro Kopf) rangierten im Mittelfeld. Frankfurt verzeichnete mit 295 Euro pro Kopf ein vergleichsweise geringes Defizit. Unter den Kreisverwaltungen wies der Werra-Meißner-Kreis mit 376 Euro das höchste Defizit pro Einwohnerin und Einwohner aus.

Die drei höchsten Pro-Kopf-Überschüsse im Jahr 2024 erzielten die Kommunen Allendorf (Eder) (3 927 Euro), Eschborn (1 098 Euro) und Poppenhausen (Wasserkuppe) (858 Euro).

Hinweise:

Der Finanzierungssaldo berechnet sich als Differenz aus den bereinigten Ein- und bereinigten Auszahlungen. Die „bereinigende“ Wirkung entsteht dadurch, dass bestimmte vermögenswirksame Finanzierungsvorgänge der Kommunen, wie beispielsweise die Aufnahme oder Tilgung von Krediten, unberücksichtigt bleiben.

Der Median stellt den Mittelpunkt im gesamthessischen Datensatz für die kreisangehörigen Gemeinden und Städte, kreisfreien Städte, Kreisverwaltungen und Gemeindeverbände dar, wenn man die Salden der Größe nach sortiert. Folglich liegen 50 Prozent aller Datensätze unterhalb bzw. oberhalb des Medians, der im Gegensatz zum Mittelwert robust gegenüber Ausreißern ist.

Die Daten für das Berichtsjahr 2024 stammen aus den Kassenergebnissen der Gemeinden und Gemeindeverbände, die anders als die Daten aus den Rechnungsergebnissen der Gemeinden und Gemeindeverbände (bis einschließlich Berichtsjahr 2023) einen vorläufigen Charakter haben. Turnusmäßig werden die Kassenergebnisse durch die Rechnungsergebnisse ersetzt.

Bei der Pro-Kopf-Betrachtung sind die Bevölkerungszahlen zum Stichtag 30. Juni 2024 (Zensus 2022) zu Grunde gelegt worden.

Mehr Zahlen erhalten Sie in unserer Tabelle „Finanzierungssalden der Kernhaushalte der hessischen Gemeinden und Gemeindeverbände 2015 bis 2024“Öffnet sich in einem neuen Fenster auf unserer Fachseite Finanzen.

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