Eine Frau schiebt einen gut gefüllten Einkaufswagen durch einen Supermarkt

Hessisches Statistisches Landesamt

Inflationsrate in Hessen im Jahr 2023 bei 5,8 Prozent

Die Verbraucherpreise in Hessen sind im Jahr 2023 um 5,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Im Jahresverlauf sank die Inflationsrate deutlich; auch der Preisauftrieb für Nahrungsmittel schwächte sich ab. Energie verteuerte sich nicht mehr so stark wie im Jahr zuvor. Im Dezember 2023 lag die monatliche Inflationsrate wegen eines Basiseffekts allerdings wieder höher als im November 2023.

Lesedauer:10 Minuten

Die Inflationsrate – gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex zum Vorjahr – hat im Jahresdurchschnitt 2023 in Hessen bei 5,8 Prozent gelegen. Das Niveau der Verbraucherpreise stieg somit auch 2023 deutlich, wenn auch weniger stark als 2022. Wie das Hessische Statistische Landesamt mitteilt, hatte die Inflationsrate in Hessen im Jahresdurchschnitt 2022 bei 6,8 Prozent und 2021 bei 2,8 Prozent gelegen.

Im Laufe des Jahres 2023 ging die monatlich gemessene Inflationsrate zwar zurück, blieb aber bis zum Jahresende hoch. Der höchste Wert wurde im Januar 2023 mit 8,5 Prozent ermittelt. Im November sank die Inflationsrate auf den Jahrestiefstwert von 2,9 Prozent. Wegen eines Basiseffekts lag sie im Dezember 2023 mit 3,5 Prozent wieder etwas höher.

Preise für Energie

Die Preise für Energie stiegen 2023 um 5,6 Prozent gegenüber 2022 und somit im Vergleich zur Gesamtinflationsrate leicht unterdurchschnittlich. Im Jahr 2022 hatte sich Energie in Folge des Kriegsbeginns in der Ukraine im Vergleich zum Vorjahr um 28,6 Prozent verteuert. Im Oktober und November 2023 war Energie sogar günstiger als im jeweiligen Vorjahresmonat. Heizöl kostete 2023 im Jahresdurchschnitt 23,0 Prozent weniger als im Vorjahr. Auch Kraftstoffe waren 5,8 Prozent günstiger, darunter sanken die Preise für Superbenzin um 3,9 Prozent und für Diesel um 11,6 Prozent.

Die Preise für Brennholz und Holzpellets stiegen 2023 durchschnittlich um 6,3 Prozent. Seit Beginn des Jahres 2023 wirkten sich die Gas-, Wärme- und Strompreisbremsen grundsätzlich dämpfend auf die Preisanstiege der betroffenen Energieprodukte gegenüber dem Vorjahr aus. Trotzdem waren Strom (plus 18,4 Prozent) und Erdgas (plus 8,4 Prozent) teurer als im Vorjahr. Fernwärme hingegen war 3,1 Prozent günstiger.

Ohne Berücksichtigung der gesamten Energie stiegen die Verbraucherpreise im Jahr 2023 in Hessen um 5,8 Prozent gegenüber dem Jahr 2022 und damit genauso stark wie die Verbraucherpreise insgesamt.

Preise für Nahrungsmittel

Nahrungsmittel zählten 2023 zu den größten Inflationstreibern. Obwohl sich ihr Preisauftrieb im Laufe des Jahres abschwächte, lag ihre Preissteigerung in jedem Monat – teils erheblich – über der Gesamtinflationsrate. Im Jahresdurchschnitt 2023 erhöhten sich die Preise für Nahrungsmittel um 12,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr und damit ähnlich stark wie 2022 (plus 12,4 Prozent). Besonders Brot und Getreideerzeugnisse (plus 16,7 Prozent) sowie Molkereiprodukte (plus 16,4 Prozent) waren erheblich teurer als im Jahresdurchschnitt 2022.

Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren kosteten durchschnittlich 13,6 Prozent mehr. Die Preise für Gemüse stiegen um 11,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr, die Preise für Fleisch und Fleischwaren um 8,4 Prozent und die Preise für Obst um 8,1 Prozent. Speisefette und -öle waren im Schnitt um 2,1 Prozent günstiger als 2022: Während darunter die Preise für Butter (minus 14,2 Prozent) und Sonnenblumenöl, Rapsöl oder Ähnliches (minus 7,6 Prozent) sanken, stiegen die Preise für Olivenöl um 28,9 Prozent.

Ohne Berücksichtigung der Energie und der Nahrungsmittel lag die Inflationsrate bei 4,9 Prozent und damit niedriger als die Gesamtinflationsrate.

Preise für Waren

Die Preise für Waren insgesamt stiegen 2023 durchschnittlich um 7,1 Prozent gegenüber 2022. Diese Entwicklung ist maßgeblich von höheren Preisen für Verbrauchsgüter (plus 8,6 Prozent) bestimmt, zu denen auch die Energieprodukte und Nahrungsmittel zählen. Gebrauchsgüter waren 4,5 Prozent teurer als im Vorjahr.

Verbraucherinnen und Verbraucher mussten im Jahr 2023 unter anderem für Mineralwasser, Limonaden und Säfte (plus 11,4 Prozent) sowie Tabakwaren (plus 8,0 Prozent) merklich mehr bezahlen als 2022. Auch Personenkraftwagen verteuerten sich mit 7,2 Prozent überdurchschnittlich, während Fahrräder um 1,5 Prozent günstiger wurden. Die Preissteigerungen für Möbel und Leuchten (plus 5,6 Prozent) sowie Bekleidungsartikel (plus 3,5 Prozent) lagen unter der Gesamtinflationsrate. Unter anderem Fernsehgeräte (minus 5,5 Prozent), Computer (minus 4,4 Prozent) und Mobiltelefone (minus 1,8 Prozent) waren günstiger als im Vorjahr.

Preise für Dienstleistungen

Die Preise für Dienstleistungen (ohne Wohnungsmieten) erhöhten sich im Jahr 2023 um durchschnittlich 5,6 Prozent gegenüber 2022. Deutlich teurer als im Vorjahr und damit inflationstreibend waren Dienstleistungen sozialer Einrichtungen (plus 10,0 Prozent) sowie die Wartung und Reparatur von Fahrzeugen (plus 9,5 Prozent). Auch für Pauschalreisen (plus 9,1 Prozent), Gaststättendienstleistungen (plus 8,6 Prozent) und Übernachtungen (plus 5,7 Prozent) mussten spürbar höhere Preise gezahlt werden.

Im Bereich des Öffentlichen Personennahverkehrs wirkte die Einführung des Deutschland-Tickets (49-Euro-Ticket) zum 1. Mai 2023 grundsätzlich inflationsdämpfend. Da im Vorjahr von Juni bis August 2022 allerdings mit dem befristeten Neun-Euro-Ticket eine noch deutlich günstigere Alternative angeboten worden war, waren Verbundfahrkarten im Jahresdurchschnitt 2023 lediglich 0,1 Prozent günstiger als 2022.

Die Wohnungsmieten (Nettokaltmieten) lagen im Jahresdurchschnitt 2023 um 2,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahres.

Verbraucherpreise im Dezember 2023: Inflationsrate steigt durch Basiseffekt

Im Dezember 2023 blieb das Niveau der Verbraucherpreise im Vergleich zum November 2023 unverändert. Energie war um 2,0 Prozent günstiger als im Vormonat. Darunter sanken die Preise für Kraftstoffe um 2,5 Prozent, für Strom um 2,1 Prozent, für Heizöl um 1,9 Prozent und für Erdgas um 1,1 Prozent. Die Preise für Nahrungsmittel blieben im Durchschnitt unverändert. Teurer als im November 2023 waren zum Beispiel Pauschalreisen (plus 6,1 Prozent).

Im Vergleich zum Dezember 2022 stiegen die Verbraucherpreise im Dezember 2023 um 3,5 Prozent. Somit nahm die Inflationsrate nach 2,9 Prozent im November 2023 im letzten Monat des Jahres wieder etwas zu. Dieser Anstieg ist wesentlich auf einen Basiseffekt zurückzuführen: Im Dezember des Vorjahres waren die Energiepreise vor allem wegen der sogenannten „Dezember-Soforthilfe“ deutlich gesunken. Für einen Teil der Verbraucherinnen und Verbraucher war damals die Zahlung des Dezember-Abschlags für Erdgas und Fernwärme entfallen. Dies hatte dafür gesorgt, dass Erdgas und Fernwärme deutlich günstiger gewesen waren. Zudem waren im Dezember 2022 auch die Preise für Kraftstoffe und Heizöl gesunken. Hierdurch ergab sich im Dezember 2023 im Vergleich zum Vorjahresmonat eine starke Preissteigerung der Energiepreise (plus 5,4 Prozent), obwohl sie gegenüber dem Vormonat abnahmen.

Die Preise für Nahrungsmittel stiegen im Dezember 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,8 Prozent und die Preise für Waren insgesamt um 4,0 Prozent. Die Preise für Dienstleistungen (ohne Nettokaltmieten) erhöhten sich gegenüber Dezember 2022 um 3,6 Prozent, die Nettokaltmieten um 1,7 Prozent.

Hinweise

Der Bundesgesetzgeber hatte im Mai 2022 angesichts der stark gestiegenen Energiepreise ein zweites Entlastungspaket beschlossen. Dieses umfasste für drei Monate vom 1. Juni 2022 bis zum 31. August 2022 ein stark vergünstigtes Ticket für den Öffentlichen Personennahverkehr für 9 Euro pro Monat („Neun-Euro-Ticket“). Am 1. Mai 2023 ist dann das Deutschlandticket (kurz: „D-Ticket“ oder „49-Euro-Ticket“) eingeführt worden. Wie schon das „Neun-Euro-Ticket“ soll auch das Deutschlandticket die Bürgerinnen und Bürger angesichts der stark gestiegenen Energiepreise finanziell entlasten. Gleichzeitig soll es einen Anreiz zum Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn setzen und somit dazu beitragen, die Klimaziele zu erreichen. Für 49 Euro im Monat können Bürgerinnen und Bürger mit dem Deutschlandticket den öffentlichen Nahverkehr in ganz Deutschland unabhängig von Bundesland, Verkehrsverbund oder Tarifgebiet nutzen.

Im November 2022 hatte der Bundesgesetzgeber die „Dezember-Soforthilfe“ beschlossen. Damit entfiel im Dezember 2022 die Pflicht, die vertraglich vereinbarte Abschlagszahlung für Erdgas und Fernwärme zu leisten. Die Maßnahme wurde im Verbraucherpreisindex anteilig berücksichtigt, da nur ein Teil der Haushalte einen direkten Erdgas- oder Fernwärmeliefervertrag hat. Haushalte ohne eigenen Direktvertrag, insbesondere Mieterinnen und Mieter, erhielten die Entlastung mit der Nebenkostenabrechnung in Form von Rückzahlungen oder Verrechnungen. Diese werden im Verbraucherpreisindex nicht berücksichtigt.

Im Dezember 2022 hatte der Bundesgesetzgeber zudem die Gas-, Wärme- und Strompreisbremsen beschlossen. Gemäß diesen Energiepreisbremsen wird jeweils ein Kontingent von 80 Prozent des Verbrauchs gedeckelt (Referenzpreise: Erdgas 12 Cent pro Kilowattstunde, Fernwärme 9,5 Cent pro Kilowattstunde, Strom 40 Cent pro Kilowattstunde). Die Gas-, Wärme- und Strompreisbremsen wirken sich seit Januar 2023 auf die Verbraucherpreise aus, sofern die vertraglichen Arbeitspreise für Erdgas, Fernwärme und Strom oberhalb des jeweiligen Referenzpreises liegen.

Der Basiseffekt beschreibt den Einfluss des vergleichbaren Bezugszeitpunkts (Basis) auf die aktuelle Preisentwicklung. Der Basiseffekt spielt vor allem bei der Interpretation von Veränderungsraten eine Rolle. Die Höhe der monatlichen Inflationsrate hängt nicht nur von der aktuellen Preisentwicklung ab, sondern auch von der Entwicklung des Preisniveaus im Vorjahr. Gab es in der vergleichbaren Vorjahresperiode einen (starken) Rückgang des Preisniveaus, so wird die aktuelle Inflationsrate tendenziell höher ausfallen.

Die Ergebnisse für Dezember und das Jahr 2023 gelten bis zur Veröffentlichung der Statistischen Berichte als vorläufig.

Mehr Zahlen erhalten Sie in den Tabellen im Anhang.